Das Hanggrundstück in der Kasseler Nordstadt wird durch eine 80 Meter lange, massive Ziegelsteinwand in einen unteren, befestigten Funktions- und Arbeitsbereich und einen oberen, grünen Garten- und Aufenthaltsbereich gegliedert. Das große Ateliergebäude steht vor der Böschungsmauer, das kleinere Lagergebäude ist in den Hang geschoben. Der Höhenversprung wird genutzt, um den Unterschied der zwei sieben Meter hohen Ateliers und den drei Meter hohen Aufenthaltsräumen auszugleichen. Von einer Galerie, die entlang der Brüstung der Mauer verläuft, können die entstehenden Skulpturen aus einer höheren Perspektive betrachtet werden. Zwischen Holz- und Tonatelier gliedert ein Innenhof die Gebäudevolumen. Von den oberen Räumen gibt es einen direkten, ebenerdigen Zugang zur Terrasse. Die Ateliers erhalten durch die nach Norden ausgerichteten Sheddächer und die transluszente Profilglasfassade einen gleichmäßigen, farbechten Tageslichteinfall, der für die künstlerischen Arbeiten notwendig ist.
Jury 2018
Juryurteil
Das neue Ateliergebäude des Künstlers tritt ganz im Sinne seiner Funktion als Zweckbau in Erscheinung. Dennoch verortet sich das aus mehreren Baukörpern bestehende Ensemble aufgrund seiner Materialität und der starken, freiräumlichen Einbindung im industriell geprägten Gebiet. Der robuste Backstein, die Profilglasfassade und nicht zuletzt die Sheddächer korrespondieren auf selbstverständliche Art mit der heterogenen Umgebung. Die bei Tag scheinbare Immaterialität des Glases wechselt bei Dämmerung: dann lässt das Atelierlicht die aufgesetzten Profilglaskuben bei Nacht als Leuchtkörper in Erscheinung treten. Die inselartige Besetzung des Grundstücks, die Maßstäblichkeit und die unprätentiöse Transformation der Industrielandschaft in eine fast gärtnerische Sprache verleihen dem Ort eine spannungsvolle Mischung aus Freiraum, Historie und Industriekultur.